
Ohh St. Tropez!
Wahrscheinlich hat jeder von uns irgendwo auf der Welt einen Ort, an den man am liebsten sofort reisen würde und wo man sich wie zuhause fühlt. Für mich ist dieser Ort St. Tropez. Und zwar nicht, weil es ein weltberühmter Jetset-Spot ist, sondern weil St. Tropez mich an meinen Heimatort erinnert. Ich sehe hier nicht die Yachten, nicht die Sportwagen und auch nicht, wie Dom Pérignon in Strömen fließt. Ich sehe das, was St. Tropez einmal war und bis heute bewahrt hat: den nostalgischen Flair eines Fischerdorfes und seinen unvergleichlichen Charme.

Was St. Tropez zu einem der berühmtesten Orte der Welt macht, ist die besondere Energie. Die spürt man hier wirklich – noch nie habe ich mich nach einem Urlaub so erholt und aufgeladen gefühlt wie hier, nicht umsonst zieht St. Tropez die Weltberühmtheiten an. Der Verwandlung von einem Fischerdorf zum Lieblingsort der High Society hat meine Lieblingsautorin Françoise Sagan in den frühen 1950er Jahren beigetragen, die zusammen mit anderen Künstlern und Intellektuellen aus der Pariser Bohème St. Tropez zu ihrem Rückzugsort gemacht hat. Danach folgten ihr der Pariser Beaumonde und die kreative Szene. Einen endgültigen Durchbruch in der Transformation des Dorfes zu einem exklusiven Treffpunkt hatte St. Tropez nach dem berühmten Film Et Dieu… créa la femme, den Roger Vadim mit Brigitte Bardot hier gedreht hat.

Genauso wie in den fünfziger Jahren kann man hier im Café Sénéquier sitzen. Das Café gibt es seit 1887, es hat also im Laufe der Zeit wirklich einiges mitbekommen. Hier einen Kaffee zu trinken ist wie selbst ein Teil der spektakulären Geschichte von St. Tropez zu sein – im Sénéquier ist die Zeit stehen geblieben, alles sieht fast genauso aus wie damals. Viele kennen die roten Markisen des Cafés aus der Serie Le Gendarme de Saint-Tropez mit dem cholerischsten Gendarmen aller Zeiten, Louis de Funès. Nur die Yachten am Hafen erinnern mich daran, in welchen Zeiten wir gerade leben.


Das alles wollte ich einfangen und habe die Fotos mit meiner alten Filmkamera, einer Minolta, gemacht. Die habe ich bei eBay gefunden und seitdem hat sie mich auf vielen meiner Reisen begleitet. Das Schönste an der analogen Schwarz-Weiß-Fotografie ist die Überraschung: Man weiß nie, wie die Bilder werden. Der Kamerasucher funktioniert bei meiner Minolta nicht ganz richtig – der Horizont ist immer ein bisschen schief, egal, wie gerade ich die Kamera halte. Und dieses Unperfekte, auch die Körnung, die der Film typischerweise mitbringt, macht die Bilder lebendig und authentisch. So konnte ich die schönsten Momente dieser Reise festhalten: den alten Hafen von St. Tropez und den Kellner, der mir den Tee in meinem Lieblingscafé La Tarte Tropézienne gemacht hat. Übrigens habe ich dort die leckersten Tartes probiert, die mich zum Nachbacken zuhause in München inspiriert haben.

ST. TROPEZ – IDENTITÄTSWECHSEL UND 100% ERHOLUNG
St. Tropez ist einer meiner Lieblingsorte, genauso wie Mykonos oder Lissabon – das sind meine drei absoluten Lieblingsdestinationen. Hier fühle ich mich leicht und sorglos, sehe vieles, was mich im Alltag belastet, aus einer anderen Perspektive und finde Lösungen und Inspiration. Jedes Mal, wenn ich hierher komme, fühle ich mich wieder wie damals, als ich noch ein Kind war – ein Mädchen, das neugierig ist, welche Überraschungen und Erlebnisse das Leben noch bereithält. Und ich nutze diese Zeit als Pause, um all die Gedanken, die mit meinem Leben in München zu tun haben, loszulassen. Alles, was mich beschäftigt, werfe ich weg und tanke so am meisten Energie. Das nenne ich Urlaub – wenn ich danach erholt und voller Tatendrang zurück nach Deutschland komme.

Das ist übrigens genau das Haus, in dem der Film Et Dieu… créa la femme im Jahr 1956 gedreht wurde. Es sieht immer noch genauso aus wie damals, und genau das liebe ich so sehr an St. Tropez – dass man hier alles so gelassen hat. Die Stadt wirkt immer noch wie ein Fischerdorf und wurde nicht in eine moderne Shoppingmeile aus Glas und Beton umgewandelt.

Mit einem Motorboot haben wir eine kleine Spritztour von Port Grimaud bis zum Plage de Pampelonne gemacht. St. Tropez vom Wasser aus zu sehen, war ein ganz besonderes Erlebnis. Zwischendurch haben wir ein paar Pausen eingelegt und es war wunderbar, einfach auf die Wellen zu schauen oder das Buch zu lesen, das ich mitgenommen hatte. Die sanfte Brise, das Rauschen der Wellen und die endlose Weite des Meeres befreien den Kopf am besten.


Noch etwas Spezielles zum Plage de Pampelonne: Es ist einer meiner Lieblingsstrände an der Côte d’Azur. Klar, die gesamte Küste Südfrankreichs ist voller kleiner, wunderschöner Buchten mit türkisblauem Wasser, wie zum Beispiel der Strand von Le Lavandou, der zwischen St. Tropez und Toulon liegt. Aber der Strand von Pampelonne ist etwas ganz Besonderes – mehr als nur ein Strand, es ist ein Mythos. Einige legendäre Persönlichkeiten haben hier den perfekten Ort zum Erholen und Feiern gefunden, schließlich hat der 4,5 Kilometer lange Strand einiges zu bieten: Le Club 55, Nikki Beach, Jardin Tropezina und viele andere. Und genau hier habe ich die schönsten Sonnenuntergänge an der gesamten Côte d’Azur gesehen.


Der alte Charme, die spektakuläre Naturkulisse, die Weinberge, in denen die Wildschweine im Staub spielen und an den reifen, üppigen Weintrauben naschen, das Zirpen der Grillen bis in die Nacht – all das hat St. Tropez zu meiner zweiten Heimat gemacht. Einfach hier am Strand im Sand sitzen, am Abend die Wellen und den purpurfarbenen Himmel im Sonnenuntergang anschauen, danach vielleicht im Couleurs Jardin essen, wo ein riesiger Olivenbaum in der Mitte des Restaurants wächst – mehr muss nicht sein. Das nennt man Glück.

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